zurück

Die Landstraße von 1850 bis heute

Selbstverständlich brauchte es seine Zeit, bis die Eingemeindung der Landstraße zu Wien sich konkret auswirkte. In den ersten zwei Jahrzehnten der Zugehörigkeit des Bezirks zu Wien änderte sich relativ wenig. Auch was die Bevölkerungszahlen anbelangt, kann man einen kontinuierlichen Anstieg bemerken, der in den Jahren 1910/1930 seinen Höhepunkt erreichte. Die Zahlen der einzelnen Zeitabschnitte bieten uns folgendes Bild:

1857 ............................................60 497
1880............................................ 90382
1900 ........................................... 138094
1910 ........................................... 157201
1923 ........................................... 144538
1934 ........................................... 141810
1951 ........................................... 118177
1961 ........................................... 114795
1971 ........................................... 101936

Eines der neu errichteten Gebäude nach der Bezirkswerdung entstand an der Donaulände. Hier befand sich seit 1858 das Direktionsgebäude der im Jahr 1829 gegründeten Donaudampfschiffahrtsgesellschaft (DDSG). Damit entstand im Weißgerberviertel ein nicht nur für den Bezirk wichtiges Gebäude, vor dessen Fassade auch ein Anlegeplatz für die am Donaukanal verkehrenden Schiffe errichtet worden war. Eine für den heutigen Bezirk Landstraße markante

Entwicklung setzte aber schon relativ früh ein, nämlich die Ausbildung des sogenannten "Botschafterviertels", also jenes Areals rund um die heutige Reisnerstraße, wo wir eine beachtliche Anzahl ausländischer Vertretungen finden. Nicht weniger als 19 diplomatische Vertretungen sind heute in dieser Gegend des Bezirks angesiedelt, darunter die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, der UdSSR, Großbritanniens, Jugoslawiens, Norwegens und der Volksrepublik China.

Nur wenige Jahre nach der Eingemeindung der Vorstädte, im Jahr 1858, wurde auf Anregung des jungen Kaisers Franz Joseph anläßlich der Geburt eines Kronprinzen der Bau des (alten) Rudolfspitales beschlossen, zu dem im Dezember 1864 der Schlußstein gelegt wurde. Die Gesamtkosten dieses Spitalbaues beliefen sich auf 3 Millionen Gulden. Dieses in neugotischem Stil errichtete und ab 1938 im Besitz der Gemeinde Wien befindliche Gebäude mußte nach 100jährigem Bestand einem Neubau weichen, der den Erfordernissen einer modernen Spitalsanlage gerecht werden konnte. Der Grund, auf dem das Spital errichtet worden war, gehörte ursprünglich zu dem von Hildebrandt errichteten Harrachschen Gartenpalast, dem früheren Palais Quarient.

Auf das Schlachthaus St. Marx wurde schon im Einleitungskapitel hingewiesen. In den letzten beiden Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts entstand hier der sogenannte Zentralviehmarkt mit seinen ausgedehnten Ställen; daneben kam es zu einem Ausbau des schon bestehenden Schlachthauses. Die Schaffung dieser Riesenanlage trug wesentlich zu den verschiedenen Gesichtern des Bezirks bei. Auf heutigem Gebiet finden wir außer dem Diplomatenund Palaisviertel auch ein reines Arbeiterviertel sowie das pulsierende Leben des Handels, des Gewerbes und der Industrie.

Einen Impuls für die Entwicklung unserer Stadt lieferte die Weltausstellung im Jahr 1873. Es war die Zeit, in der man den Bau neuer Strombrücken in Angriff nahm und auch neue Kanalbrücken (etwa die Schlachthausbrücke) eröffnete. Ferner trachtete man, durch Vermehrung der Pferdebahnlinien sowie durch bauliche Umgestaltungen ? Ausbau der Straßenbeleuchtung in den Vororten und ähnliches ? eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu erreichen. Es war die Zeit der liberalen Ära in der Kommunalpolitik, die Zeit des Bürgermeisters Cajetan Felder, in der Großprojekte wie die Donauregulierung, die Anlage des Zentralfriedhofs oder der Bau der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung verwirklicht wurden. Zur Erinnerung

an dieses Ereignis wurde übrigens der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz aufgestellt, den man 1905 in die heutige Form gebracht hat. Schon einige Jahre vorher kam es zum Bau der Großmarkthalle.
Um die Jahrhundertwende entstanden einige Bauten und Projekte, die dem Bezirk ihren Stempel aufdrückten. So etwa das neue Konzerthausgebäude sowie die Akademie für Musik und Darstellende Kunst, das "Haus der Industrie" und nicht zuletzt eine große Sportstätte, der Platz des Wiener Eislaufvereins. Einen rein industriellen Charakter nahm die Gegend am Donaukanal an, wo sich ein regelrechtes Fabriksviertel schon vor dem Ersten Weltkrieg herausgebildet hatte. Die verschiedensten Branchen siedelten sich hier an, von Maschinen? über pharmazeutische Industrie bis zu Möbel- und Papierfabriken.

Noch bis ins 20. Jh. war die Landstraße vorwiegend ein Bezirk der mittleren Schichten, des Mittelstandes, gewesen. Durch den sukzessiven Aufstieg der Industrie und des Handels ergab sich jedoch bald ein anderes Bild. Die Arbeiterschaft wurde ein entscheidender Faktor innerhalb der Gesamtbevölkerung, eine Tatsache, die sich auch in den ersten Wahlen nach dem Ersten Weltkrieg zeigte, aus der die Sozialdemokratische Partei eindeutig als Sieger über die bürgerlichen Parteien hervorging. Viele Kleingewerbetreibende und Beamte waren nach dem Krieg verarmt. Sie waren ja das Reservoir der Christlichsozialen Partei Dr. Karl Luegers gewesen, und mit dem Schwinden ihres Einflusses verlor die große bürgerliche Partei ihre Vormachtstellung.

An dieser Stelle sei einer politischen Institution gedacht, deren Entstehen mit dem Werden des Bezirks Landstraße eng zusammenhängt: die Bezirksvertretung. Erst nach der neoabsolutistischen Phase erfolgte im Jahr 1861 die Aktivierung dieser Bezirksvertretung. In diesem Jahr fanden Wahlen in die Bezirksausschüsse statt, die aber erst im Sommer des folgenden Jahres ihre Tätigkeit aufnahmen, nachdem die Bezirksvorstände im Juni 1862 feierlich installiert worden waren. Mit einem Bürgermeistererlaß von 1869 erhielten die Bezirksvorstände die Bezeichnung Bezirksvorsteher und durch ein Gemeindestatut von 1900 die Mitglieder der Bezirksvertretung den Titel Bezirksrat. Für die Landstraße beginnt die Reihe seiner Bezirksvorsteher mit Mathäus Mayer (1862/1876), einem Badhausinhaber und Hausbesitzer, setzt sich fort mit Karl Weissenberger (1876-1888), Franz Schallaböck (1888/1891), Johann Schober (1891/1897), Paul Spitaler (1898/1919), Adolf Lahner (1919/1934), Viktor Kainzmayer (1934/1938). Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete Dr. Ludwig Fischer (1945?1946) die Reihe der Bezirksvorsteher; ihm folgten Josef Pfeiffer (1946/1959) und Franz Seitler (1959/1973). Von 1973 Mai 1982 war Jakob Berger Bezirksvorsteher des dritten Bezirks, nun ist es Günther Reviczky.
Ähnlich wie im gesamten Wien vollzog sich auch auf der Landstraße der Wandel der politischen Landschaft. Waren noch zu Beginn unseres Jahrhunderts die Christlichsozialen die stärkste Fraktion im Bezirk, so erlangten schon 1919 die Sozialdemokraten das Übergewicht: 15 Sozialdemokraten standen 10 Christlichsozialen und 2 Großdeutschen Mandataren gegenüber. Noch kurz vor dem Ende des Parlamentarismus, 1932, waren die Sozialdemokraten mit 16 Vertretern vor den Christlichsozialen mit 7 Vertretern deutlich im Vorteil. In den letzten Jahrzehnten wurde das politische Kräfteverhältnis etwas ausgeglichener, was an drei nachfolgenden Wahlergebnissen dokumentiert werden soll:

Wahljahr Partei Mandate
1954 SPÖ 14
ÖVP 13
FPÖ 2
KPÖ 1
1969 SPÖ 16
ÖVP 11
FPÖ 2
DFP 1
1973 SPÖ 16
ÖVP 12
FPÖ 2

Als die größten Schwierigkeiten überwunden waren, setzte jene Phase der Stadtentwicklung ein, die man mit dem Begriff "Kommunaler Wohnbau der Zwischenkriegszeit" benennen könnte. Selbstverständlich vollzog sich nun auch, vor allem rein äußerlich, einwesentlicher Wandel der Landstraße. Es entstanden nun jene großenstädtischen Wohnhausanlagen, die richtungweisend werden sollten.
In den Jahren 1923?1934 baute die Gemeinde Wien mehr als 60 000 Wohnungen, über viertausend entstanden auf dem Gebiet der Landstraße. Wir wollen stellvertretend einige dieser Anlagen herausgreifen, wobei es vor allem drei Bauten sind, die als Vorbild genannt werden können: der Hanuschhof, der Rabenhof und der Wildganshof.
Die vorangehende Gründerzeit, behindert durch kapitalistische Rentabilitätsüberlegungen, liberale Selbsthilfeprinzipien und fehlende politische Motivationen der Arbeiterschaft, vermochte nicht die Wohnungsfrage einer gerechten Lösung zuzuführen. Es gelang nicht einmal, die primitivsten, gesundheitlich?hygienischen Voraussetzungen zu erfüllen. In der Vorstadt und den Vororten wurde im 19. ih. meist der Typus des "Gangküchenhauses" mit seiner allgemeinen Bassena gebaut. Die extremen Unterschiede zwischen den zentral gelegenen, repräsentativen Nobelmiethäusern (etwa der Ringstraßenzone) und den überwiegend peripher situierten Massenzinshäusern mit ihren Kleinstwohnungen wurden immer krasser erkennbar.

Daher war die Regelung der Wohnverhältnisse einer der wichtigsten Programmpunkte, den die an die Macht gekommene Sozialdemokratische Partei erfüllen wollte. Generell ging man bei diesen Bauten von ganz neuen Überlegungen aus.
Betrachten wir etwa den im Jahr 1923 vom Architekten Robert Oerley errichteten "Hanuschhof", benannt nach dem großen Sozialpolitiker Ferdinand Hanusch. Als Baugelände hatte man ein Grundstück an der Erdberger Lände gewählt, das die Form eines Dreiecks hatte. Die Längsseite betrug über 200 m, die kurze Seite etwa 140 m. Die Trakte längs der Grundstücksgrenzen wurden durch die Anlage von drei Straßenhöfen ihrer Länge nach unterbrochen, wodurch Baufluchten entstanden, die günstig besonnt sind. Durch diese Führung der Bautrakte gliederte sich aber auch das unverbaute Areal in einen großen halbkreisförmigen Hof und Nebenhöfe. Dieser halbkreisförmige Hof hat ein um ein Meter vertieftes Rasenparterre, von Bäumen umsäumt und mit einer Bruchsteinmauer eingefriedet, und sollte als Spielplatz für die Kinder dienen. Während alle übrigen Gebäudeteile ein Hochparterre und vier Stockwerke hoch sind, wird der halbkreisförmige Spielplatz von einem niedrigen Mittelgebäude gegen den Donaukanal hin abgeschlossen. In diesem Mittelgebäude sind im Tiefparterre die Badeanlagen und die Wäschereien untergebracht, im Hochparterre eine Volksbibliothek, ein Hort für Kinder und die Hauswartswohnungen. Im Stockwerk darüber sind Trockenböden angeordnet. Durch das Niedrighalten des Mittelgebäudes ist

einem Großteil der in den Hof mündenden Wohnungen die Aussicht auf die ausgedehnten Grünflächen des Praters über den Donaukanal möglich. Die äußere Erscheinung des Gebäudes wird durch dreieckige Erker und horizontale Profile bestimmt. An Wohnungen enthält dieses Bauwerk insgesamt 434, ferner sind Geschäftslokale, über 23 Ateliers mit Nebenräumen untergebracht.
Natürlich bedeuten solche Wohnhausanlagen einen Riesenschritt vorwärts, bedenkt man, welche Situation für einen Großteil der Bevölkerung noch wenige Jahre zuvor geherrscht hatte. Hier hatte man Gas, elektrisches Licht, Klosettanlagen in jeder Wohnung ? ein Luxus, der in jenen Jahren noch keineswegs selbstverständlich war. Auch bei dem zweiten erwähnten Bauwerk, dem Rabenhof, konnte man das Grundkonzept dieser neuen Art des Bauens erkennen. Auch hier wurde von Architekten der Gesamtkomplex aufgelöst in einzelne Baukörper, dazwischen Innenhöfe. Der Rabenhof, fast eine kleine Stadt für sich, bot bei Fertigstellung (im Jahr 1928) mit 1 097 Wohnungen Platz für über 4 000 Bewohner. Relativ spät, erst 1933, entstand dann der Wildganshof, eine Wohnhausanlage mit rund 800 Wohnungen.
Insgesamt sind in den Jahren von 1919 bis 1934 im gesamten Bezirk Landstraße 26 kommunale Wohnbauten entstanden, von denen außer den drei oben genannten Großanlagen noch einige andere angeführt seien:

Obere Bahngasse 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Wohnungen
Kardinal?Nagl?Platz 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Wohnungen
Schlachthausgasse 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Wohnungen
Hagenmüllergasse 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Wohnungen
Drorygasse8 . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . 112 Wohnungen

Die traurigen Ereignisse des Jahres 1934 gingen am dritten Bezirk nicht spurlos vorüber. Im Zuge des Bürgerkriegs besetzte der Republikanische Schutzbund den Aspangbahnhof, mußte sich jedoch bald zurückziehen. Stärkere Verbände des Schutzbundes lagerten auf dem Gelände des Zentralviehmarktes. Auch von hier mußte sich der Schutzbund zurückziehen, und zwar in Richtung Erdberger Mais. Wie in anderen Gegenden Wiens kam es auch auf der Landstraße bei einigen großen Wohnhausanlagen, so etwa beim Wildganshof, zu heftigen Kämpfen. Bald jedoch hatten die staatlichen Stellen das Geschehen unter Kontrolle.

Dem Schicksal der Zerstörung zu Ende des Zweiten Weltkriegs entging auch die Landstraße nicht. Durch die Tatsache, daß der Bezirk zu jener Zeit ja bereits Bahnhöfe, Bahnanlagen, Großbetriebe, wie den Zentralviehmarkt, die Siemens?Werke und andere Fabriksgelände auf seinem Gebiet vereinigt hatte, kam es auch zu wiederholten Bombenangriffen auf derlei Anlagen. Die Zerstörung war katastrophal. Hunderte Bombentrichter, über 2 500 Wohnungen auf Bezirksgebiet vernichtet, weitere 5 700 schwer zerstört, von Gas?, Strom?, Wasserrohrschäden gar nicht zu sprechen ? so sah die Bilanz des Krieges aus! Die ersten Nachkriegsjahre standen im Zeichen der Beseitigung der ärgsten Kriegsschäden, des Wiederaufbaues der zerstörten Bauten, Straßen, Verkehrseinrichtungen etc. Erst später, Ende der fünfziger Jahre und in den sechziger Jahren, konnte man sich wiederum größeren Projekten zuwenden. Dabei erst entstand der moderne Bezirk Landstraße, wie er sich heute präsentiert. Mit welcher Großzügigkeit man dabei vorging, soll an einigen Beispielen gezeigt werden. So war etwa die Schaffung "Neu?Erdbergs" eine Großtat der Stadterneuerung. Mit der Assanierung von Alt?Erdberg hatte die Gemeinde Wien eine vielbeachtete Pionierleistung der modernen Stadterneuerung vollbracht. Aus einem Elendsviertel entstand hier ein freundlicher, großstädtischer Bezirksteil.

Die Planung für dieses Werk hatte bereits vor dem Staatsvertrag begonnen. Architekt Prof. Schuster stand dem Projekt als Leiter vor. Nach jahrelangen Vorarbeiten begann man 1955 mit den Abbruchsarbeiten im sogenannten "Dörfl" zwischen Erdbergstraße, Schlachthausgasse und Baumgasse, einem der ältesten Wohngebiete Wiens überhaupt. Sechzig Prozent der Häuser waren ebenerdig, mit langgestreckten Höfen. Man hatte mit ungeheuren Schwierigkeiten zu kämpfen. Sämtliche Einbauten für Wasser, Strom und Gas mußten erneuert, ein leistungsfähiges Kanalsystem mußte erst geschaffen werden. Anstelle des "Dörfls" wurden nicht weniger als 1 600 Wohnungen und 32 Geschäfts? bzw. Gewerbelokale gebaut. Die anfangs geschätzten Kosten von damals 15 Millionen für die Aufschließung und 135 Millionen für den Wohnbau erhöhten sich im Lauf der Jahre um ein Drittel. Doch der Aufwand lohnte sich ? rund acht Jahre später war ein neues Erdberg mit gesunden Wohnungen, Spielplätzen und Grünflächen entstanden. Mit der Errichtung eines Gemeindebaues in einer der letzten Baulücken der Erdbergstraße, hinter dem sich ein großer Kindergarten befindet, wurde das Werk 1964 vollendet. Den Schlußpunkt unter diese Entwicklung setzte das neugeschaffene Pensionistenheim in Erdberg, das auf einem 11 000 m2 großen Areal Ecke Würtzlerstraße und Barthgasse errichtet und im Jahr 1971 seiner Bestimmung übergeben wurde. Hier stehen 155 Einzelappartements und 38 Zweiraumwohnungen den alten Menschen als Wohnraum zur Verfügung.

Ein weiteres Beispiel für den Wiederaufbau im dritten Bezirk ist die Wohnhausanlage Am Modenapark. Hier entstand in den fünfziger Jahren unter der Federführung von Architekt Carl Appel ein Wohnhochhaus inmitten einer Grünfläche. Dieser den modernen Anforderungen entsprechende Bau besitzt 85 Wohnungen, wobei der Dreizimmertyp vorherrschend ist. Die Wohnungsausmaße gehen sogar über den üblichen Durchschnitt hinaus.


Eines der ganz großen Bauvorhaben der letzten Jahre war der Bau des neuen Rudolfspitals. Vergleichende Kostenrechnungen hatten ergeben, daß ein Umbau der dort bestehenden Anlagen den Forderungen eines modernen Spitalsbetriebes nicht mehr genügt hätten. Daher entschloß man sich zu einem Neubau. Man plante für die einzelnen Abteilungen des Spitals eine Bettenanzahl von etwa 1 000. Ein Großteil dieser Abteilungen wurde im sechzehngeschossigen Bettenhochhaus im Einflursystem untergebracht. Dem OP?Zentrum mit acht Operationsräumen sind eine Aufwach? und eine Intensivstation angeschlossen. Die technischen und administrativen Einrichtungen des Krankenhauses brachte man in einem eigenen Wirtschaftsbereich unter. Mit dem Anfang der siebziger Jahre fertiggestellten Spital verfügt Wien über eines der modernsten seiner Art. Einem Trend der Zeit folgend, plante die "Pan American World Airways" Mitte der fünfziger Jahre, auch in Europa den in Amerika schon bekannten Hoteltyp der Großhotels zu bauen. Dabei fiel die Wahl auch auf Wien.

Diesem Plan hat es der dritte Bezirk zu verdanken, das erste derartige Großhotel auf Wiener Boden zu bekommen. Die "Intercontinental Hotels Corporation", eine Tochtergesellschaft der "Panam", beauftragte ein amerikanisch?österreichisches Architektenteam mit der Planung und Durchführung des Projektes. So entstand in den späten fünfziger Jahren neben dem Eislaufverein das inzwischen als llntercontinental" bekannte 500 Betten Hotel, das der Landstraße allein durch seine Größe und Imposanz den Stempel des Großstädtischen endgültig aufgedrückt hat. Von den in jüngster Vergangenheit in Angriff genommenen Großprojekten seien hier noch die wichtigsten angeführt: Nach dem "Intercontinental" erhielt die Landstraße in der Zeit von 1969 bis 1975 ein zweites Großhotel, das "Hilton", in unmittelbarer Nähe des Stadtparks gelegen. In der Schnirchgasse entstanden 1972 bis 1975 zwei Hochhäuser mit 58 m bzw. 38 m Höhe, die dem Bundesamt für Zivilluftfahrt und dem neuen Zollamt als Unterbringung dienen. Ebenfalls in jüngerer Vergangenheit (1968-1975) wurde das Neue Fleischzentrum in St. Marx (mit einer jährlichen Vermarktung von 40 000 Rindern, 300 000 Schweinen) erbaut. 1969 begann man mit der Errichtung eines modernen Gebäudes in der Hinteren Zollamtstraße; dieses Objekt wurde Sitz der Bundesanstalt für Besoldung und Verrechnung.

Im Zusammenhang mit der Stadtplanung sei noch auf andere Aktivitäten hingewiesen, die auch von seiten der Bevölkerung ein immer größeres Interesse erfahren: Es handelt sich um die Altstadterhaltung bzw. ?revitalisierung, die für einen so traditionsreichen Bezirk wie die Landstraße von großer Bedeutung sind. Ein im Herbst 1981 präsentierter neuer Flächenwidmungs? und Bebauungsplan für einen Teil des dritten Bezirks (das Gebiet zwischen Landstraßer Hauptstraße, Sechskrügelgasse, Ungargasse und Beatrixgasse betreffend) soll mithelfen, den alten vorstädtischen Charakter eines Bürgerviertels mit Gewerbefunktion weitestgehend zu erhalten. In diesem Zusammenhang stehen auch die Revitalisierungspläne bezüglich des "Sünnhofes". Der Sünnhof, eine der letzten in solcher Größe erhaltenen Biedermeier?Passagen Wiens, soll nach den Plänen eines Kärntner Bauunternehmers zu einer Geschäftspassage und Fußgängerzone mit Hotel und Cafes umfunktioniert werden. Bei der Errichtung eines Hotels der Kategorie A soll gleichzeitig der Biedermeiercharakter dieses berühmten Hofes gewahrt bleiben. Die Fassaden des Hofes sollen in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt werden, die Passage wird mit einem Glasdach versehen. Schon 1983, so der Plan, könnte der Sünnhof wiederum in altem Glanz erstehen.