Unter den zahlreichen um die Jahrhundertwende in verschiedenen
Ländern errichteten russisch-orthodoxen Kirchen ragt die Wiener St.
Nikolaus-Kirche (Jauresgasse 2) durch Größe, Architektonik
und Ausstattung besonders hervor. Diese nach Plänen des Petersburger
Architekten Gregori Kotow von Luigi Giacomelli erbaute Botschaftskirche
entstand in den Jahren 1893-1899. Geweiht wurde das Gotteshaus am 16.
April 1899. Das Gotteshaus präsentiert sich als zweigeschossiger
Backsteinbau in russisch-spätbyzantinischen Formen mit farbig glasierten
Terrakottaornamenten, von fünf Türmchen mit Zwiebelkuppeln gekrönt.
Der Gesamtkomplex ist in Ober- und Unterkirche geteilt, deren Ausführung
sich durch verschiedene Materialien unterscheidet.
Das Portal der Kirche schmückt ein wertvolles venezianisches Mosaik,
das die Aufschrift "Societa Musiva Veneziana" trägt. Über
eine breite Treppe gelangt man in die Oberkirche. Von der gesamten aus
Rußland stammenden Inneneinrichtung ist vor allem die sogenannte
lkonostasis, die Bilderwand, die den Altarraum gegen den großen
Kirchenraum abschließt, zu erwähnen. Diese Bilderwand findet
sich in russischen Kirchen bereits im 13. Jh. Die russische Kirche will
den Kosmos symbolisieren. Dabei wird der Kirchenraum als das Weltall gedacht,
der Altar im Osten symbolisiert das Paradies, die Westwand die Hölle
und die Mitte zwischen ihnen die Erde. Da nach altrussischer Vorstellung
die Erde viereckig gedacht wurde, finden wir daher bei fast allen russisch-orthodoxen
Kirchen die Viereckanlage wieder.
Die Ikonostasis selbst hat drei Pforten, zwei seitliche zur allgemeinen
Benützung und eine mittlere, die sogenannte "Zarentür",
durch die nur der Priester hindurchschreiten darf (der oberste Priester
der russischen Kirche war der Zar). Rechts von dieser befindet sich die
Ikone des Erlösers, links die der Gottesmutter. Die obere Reihe der
Ikonostasis zeigt Ikonen von 10 Hauptfesten des Jahres, seitlich davon
befinden sich in hohen reichgeschnitzten und vergoldeten Holzaufbauten
die Ikonen der
Zentralfriedhofs und der Eröffnung des neuen
Großfriedhofs im Jahr 1874 hatten die fünf ehemaligen Kommunalfriedhöfe
keine Funktion mehr und wurden geschlossen. Lange Zeit hindurch kümmerte
man sich kaum um den Friedhof, so konnte er seinen barocken Charakter
erhalten. In unserem Jahrhundert, in den Jahren 1936/37, wurde er unter
der Leitung des Architekten Waldhauser instand gesetzt und im Oktober
1937 eröffnet. Seit dieser Zeit stellt er eine ideale Verbindung
zwischen Parkanlage und seiner ursprünglichen Funktion dar. Die Beschädigungen
des Krieges konnten ebenfalls vollkommen beseitigt werden.
Weltweit bekannt ist der Friedhof durch das Mozart-Grab. Für Mozart,
der hier am 6. Dezember 1791 in einem Schachtgrab beigesetzt wurde, hat
man später ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof geschaffen, wo das
vom Bildhauer Hans Gasser angefertigte ursprüngliche Grabdenkmal
aufgestellt wurde.
Das Grab Mozarts (das sich nur ungefähr in jenem Bereich befindet,
wo der Komponist wahrscheinlich begraben wurde) wurde nach dem Krieg durch
den Bildhauer Florian Drouot wieder instand gesetzt. 1958 erfolgte eine
neuerliche Überholung. Der Gang durch den Friedhof ist ein Gang durch
die österreichische Kultur- und Geistesgeschichte. Unter den ganz
prominenten Namen findet sich Madersperger, der Erfinder der Nähmaschine,
Albrechtsberger und Diabelli sowie Josef Strauß. Von den Schauspielern
sei Therese Krones hervorgehoben. Auch der mit dem Wiener Prater so verbundene
Name Basilio Calafati, dessen Figur des "Chineser" ihn bekannt
machte, scheint hier auf. Aber auch Staatsmänner, wie Graf Cobenzl,
oder Erfinder, wie Jakob Degen, fanden auf dem Friedhof von St. Marx ihre
letzte Ruhestätte.