Sophiensäle

Noch eines anderen Vergnügungsetablissements soll an dieser Stelle gedacht werden, das sich schon bald nach seiner Gründung äußerster Beliebtheit erfreute: der Sophiensäle!

Der Tuchscherergeselle Franz Morawetz war zur Zeit des Wiener Kongresses nach Wien gekommen und hatte sich in der Marxergasse 17 ein Haus gekauft, in dem er eine Tuchschererei betrieb. Wegen schlechten Geschäftsganges eröffnete er in seinem Hause ein russisches Dampfbad - eine derartige Badeanstalt war in Wien bisher unbekannt gewesen -, das infolge einer erfolgreichen Kur einer Kammerfrau der Erzherzogin Sophie einen raschen Aufschwung erlebte. Morawetz erhielt die Erlaubnis, sein Unternehmen "Sophienbad" benennen zu dürfen.

Erbaut wurde das Bad im Jahr 1838 nach Plänen des Architekten P. Gerl. Der Umbau zum Bad hatte viel Geld verschlungen, deshalb verwandelte Morawetz das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft (1845), an deren Spitze er bis zu seinem Tod 1868 stand. In den Jahren nach 1845 erfolgte ein weiterer Umbau nach Entwürfen der Architekten van der Nüll und Siccardsburg. Noch mehrmals in der weiteren Geschichte erlebte der Bau Um- bzw. Zubauten. Das Interessante an dem neuen Bad war, daß man es im Winter in einen Tanzsaal umfunktionieren konnte. Zur Überdachung des großen Hauptsaales wurden in Wien erstmals Eisenträger verwendet. Ab dem Winter des Jahres 1846 fanden die ersten Bälle statt. Das Schwimmbassin des Bades war für 300 Personen projektiert, das Wasser hierfür wurde aus der Donau gepumpt. War das Unternehmen als Tanzsaal in Verwendung, so hatte man eine Fläche von 13,6 m x 38 m zur Verfügung, es war zu jener Zeit das größte öffentliche Lokal Wiens. In der Gründerzeit entwickelte sich das Sophienbad immer mehr zu einem Tanzetablissement, es änderte auch seinen Namen auf "Sophien-Saal". 1870 baute Architekt Petschnik eine große Galerie ein, durch den Zubau eines kleinen Saales im Jahr 1886 wurde der Fassungsraum auf 3 000 Personen erhöht. Sehr viele Bälle und Redouten wurden hier abgehalten, die Narrenabende des Wiener Männergesangsvereines u. a. mehr. Außerhalb der Faschingszeit fanden Konzerte statt, bei denen neben Josef, Johann und Eduard Strauß alle prominenten Wiener Kapellmeister dirigierten. Das 1948 grundlegend renovierte Gebäude ist nach wie vor eine beliebte Stätte im Wiener Vergnügungsleben, ein Etablissement, das heute noch zu den frequentiertesten seiner Art gehört.